HALTUNGSKAMPAGNEN
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HALTUNGSKAMPAGNEN

Unternehmen sorgen derzeit für Schlagzeilen, weil sie sich mit Werbung öffentlich gegen die Populisten in Landtagswahlen stellen. 

Die Kampagne von mehr als bedeutenden 40 Familienunternehmen gegen die AfD sorgte für mächtig Wirbel. Die Aktion zu den Landtagswahlen im September nennt die AfD zwar nicht konkret beim Namen, aber Diktion und Slogan lassen keinen Zweifel daran, wer gemeint ist. Thüringens AfD-Chef Björn Höcke reagierte heftig: Unternehmen sollten „einfach mal die Klappe halten, wenn es um Politik geht“. Auch Edeka hat jetzt eine große Kampagne gestartet. Mit ganzseitigen Anzeigen in Zeitungen sowie Postings und Videos auf Social-Media-Kanälen.

 

Die Supermarkt-Kette begründet den Vorstoß zurückhaltend – in der Kampagne geht es aber dann zu Sache. „Für den Edeka-Verbund sind Vielfalt, Toleranz und das Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft elementare Werte, zu denen wir uns bekennen und die in unserem Selbstverständnis verankert sind“, erklärte das Unternehmen. In der Kampagne benennt Edeka die AfD zwar nicht direkt. Im Zentrum steht jedoch die Farbe Blau. Und Blau steht für die AfD – wie Gelb für FDP oder Rot für die SPD. 

 

So lautet die Kampagne von Edeka gegen die AfD

„Gelbe Bananen, rote Tomaten, grüner Salat, violette Trauben, orange Möhren, pinke Drachenfrucht. In der Edeka Obst- und Gemüseabteilung herrscht die bunte Vielfalt. Oder etwa doch nicht?“, fragt Edeka in der Kampagne. ​Wer genau hinsehe, sehe eine Farbe nicht: Blau. Und das sei kein Zufall. „Denn blaue Lebensmittel sind ein Warnhinweis der Natur, der uns sagt: ,Achtung! Ich könnte unverträglich sein’! Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl“, heißt es im Text weiter.

Dann wird konkret auf die bevorstehenden Wahlen Bezug genommen. „Nicht nur bei Obst und Gemüse ist Blau der natürliche Feind gesunder Vielfalt. In Deutschland sind ,die Blauen’ schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.“ Es folgt der Appell an die Wähler im Osten: „Lasst uns also zu den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September die Warnhinweise richtig lesen – und für ein verträgliches Miteinander sorgen. Denn: Wir lieben Vielfalt.“ Der Schlusssatz ist eine Abwandlung des Edeka-Slogans „Wir lieben Lebensmittel“.

Das ist die Reaktion der AfD auf die Edeka-Kampagne

Die AfD reagiert auf die Kampagne zurückhaltend. „Unsere Partei hat die vielfältigen Interpretationen in den beiden derzeitigen Kampagnen für Vielfalt („Made by Vielfalt“ und „Edeka“) zur Kenntnis genommen, fühlt sich davon aber nicht angesprochen und möchte es daher auch nicht kommentieren“, sagt ein Sprecher der Partei. Verwiesen wird auf das Grundsatzprogramm, das zeige, dass „die AfD als Partei des Mittelstandes und der Meinungsfreiheit sich seit ihrer Gründung für die Bewahrung der Vielfalt der kulturellen Traditionen in Deutschland und in den anderen europäischen Nationen einsetzt“.

So reagieren soziale Medien und der Konkurrent Rewe

In sozialen Medien wird unterschiedlich auf die Edeka-Kampagne reagiert. Positive Reaktionen zum Beispiel auf der Plattform X lauten etwa „Das ist ein starkes Statement. Danke Edeka!“, „Wir müssen viel öfter Stellung beziehen, wie es Edeka gerade tut“ oder „Klare Positionierung der Supermarktkette. Freue mich schon auf das Geschrei und die Boykott‐Ankündigungen“. Es gibt aber auch Kritik und Häme. „Hey Edeka, ihr habt einen Kunden ab sofort weniger!“, lautete ein Post. Oder: „Was bilden sich diese Leute eigentlich ein, ihre Kunden und mündigen Bürger mit dummer Polit-Propaganda zu überziehen?“

Ein anderer Post betont: „Kurz vor den Wahlen im Osten macht Edeka kostenlose Wahlwerbung für die AfD. DANKE! Ich stelle schon mal den Champagner kalt.“ Hämisch verweisen andere auf den blauen Schriftzug im Edeka-Logo: „Mit diesem PR-Stunt hat sich Edeka selbst ins Knie geballert.“ Edeka-Konkurrent Rewe agiert mit Blick auf die AfD zurückhaltender. „Die genossenschaftliche Rewe Group, in der Menschen aus mehr als 160 Nationen arbeiten, steht für eine offene, tolerante und plurale Gesellschaft, in der jeder, ganz gleich welcher Orientierung, wertgeschätzt und angstfrei leben kann“, betont das Unternehmen auf Anfrage.

Und weiter: „Trotz unserer parteipolitischen Neutralität als Lebensmittelhändler bekennen wir uns ausdrücklich zu diesen Werten – jeden Tag!“ Ähnlich äußern sich Aldi Süd und Lidl. „Aldi Süd sieht Vielfalt als Chance. Vielfalt und Toleranz sind feste Bestandteile der ALDI SÜD Unternehmenskultur“, so der Discounter. Und nach Ansicht von Lidl „dürfen Ausgrenzung, Hass und Hetze keinen Platz haben. Wir stehen für Vielfalt, Respekt, Toleranz und ein wertschätzendes Miteinander“.